Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-Jahre arbeitete die Büchereistelle (heutiges Amt für Bibliotheken und Lesen) an einem Entwurf für ein Südtiroler Bibliotheksgesetz. Um Politiker und Verantwortungsträger von der Notwendigkeit eines Bibliotheksgesetzes zu überzeugen, schloss sich eine Gruppe von Interessierten zusammen und gründete am 31. Januar 1981 im Bozner Waltherhaus den Bibliotheksverband Südtirol, der sich „in erster Linie […] für die baldige Verabschiedung des Landesbibliotheksgesetzes und für eine breitere Förderung der Bibliotheksarbeit im Lande einsetzen“ wollte. Franz Berger, der damalige Leiter der Büchereistelle, wurde zum ersten Geschäftsführer gewählt, Anton Sitzmann, Bibliothekar im Südtiroler Kulturinstitut, zum ersten Präsidenten.
Das Bibliothekswesen war Anfang der 1980er-Jahre fast ausschließlich ehrenamtlich organisiert. Die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen waren mit der ständig mehr werdenden Arbeit zum Teil überfordert – es galt, sie zu entlasten. Nur eine Handvoll Bibliothekar*innen waren hauptamtlich tätig, was etwa in diesem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1981 treffend angeprangert wird: „In Südtirol gibt es – dies darf hier wohl gesagt werden – 140 Jagdaufseher, 110 Waldaufseher und 127 Förster, aber nur acht hauptberufliche Bibliothekare deutscher Muttersprache. Also ist es in diesem Lande besser, ein Rehlein zu sein oder ein Bäumlein im Walde als ein lesender Mensch.“ Der Verein BVS hatte es sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, „nicht nur die Bibliotheksträger und die Bibliothekare sowie die vielen freiwilligen Mitarbeiter von Büchereien zu einer organisierten geistigen Kraft im Lande werden zu lassen, sondern auch alle Leser und Buchinteressenten im Lande anzusprechen und zu betreuen.“
Der BVS schaffte es nicht nur, eine breite Öffentlichkeit für die Anliegen der Bibliotheken zu sensibilisieren, sondern brachte gleichzeitig auch viele wertvolle Anregungen und Formulierungen in den Gesetzesentwurf ein. Allerdings gestaltete sich die Verabschiedung des Landesbibliotheksgesetzes als regelrecht „harte Geburt“: Der BVS wollte „dem 10 Jahre alte[n] Embryo Bibliotheksgesetz endlich zur Geburt […] verhelfen“ und unterstützte die Aufbauarbeit aktiv. Im November 1983 wurde dann endlich das lang ersehnte Südtiroler Bibliotheksgesetz (Landesgesetz Nr. 41 vom 7. November 1983) mit der entsprechenden Durchführungsverordnung von der Südtiroler Landesregierung verabschiedet. 1990 folgte für den Bereich Schulbibliotheken das Schulbibliotheksgesetz (Landesgesetz Nr. 17 vom 7. August 1990) mit der entsprechenden Durchführungsverordnung.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Bibliotheksverbandes Südtirol bzw. des Südtiroler Bibliothekswesens war ab 1992 die Buchkatalogisierung mittels EDV: Die schwerfälligen Zettelkataloge wurden vom EDV-Katalog abgelöst und der BVS unterstützte die Bibliotheken darin. Die neu verwendete Software war das DOS-Programm LIBRO, das auf jedem PC lokal installiert werden musste. Ende der 1990er-/Anfang der 2000er-Jahre folgte dann der nächste Schritt: Die Buchbestände bzw. -kataloge der größeren und mittleren Südtiroler Bibliotheken sollten ins Internet eingespeist und ein Netzwerk zwischen den Bibliotheken sollte aufgebaut werden. Im Jahr 2000 ging der Prototyp des Südtiroler Verbundkataloges BISON (Bibliotheken Südtirols Online) online, 2006 folgte mit BISON II die überarbeitete Version des Web-Kataloges. Der Bibliotheksverband war zusammen mit dem Amt für Bibliotheken und der SIAG Partner in diesem Projekt.
Ab dem Jahr 2004 erfolgte die sukzessive Umstellung der Bibliotheken von LIBRO auf das neue Bibliotheksprogramm Bibliotheca 2000. Im Oktober 2020 ging der lang erwartete Südtiroler Bibliotheks-Gesamtkatalog myArgo online, an dessen technischer Umsetzung der BVS beteiligt war. Mittels myArgo kann man digitale und analoge Medien in allen Sprachen aus allen Südtiroler Bibliotheken, aber auch Filme und Fotomaterialien aus Medienstellen und Archiven und Open Government Data aus dem Bildungs-, Kultur- und Verwaltungsbereich finden.
Set November 2022 ist der Bibliotheksverband Südtirol als ehrenamtliche Organisation des staatlichen Einheitsregisters des Dritten Sektors registriert, welches das vorher bestehende Landesverzeichnis ablöste. Es wurde ein wichtiger Schritt gesetzt, um die steuerlichen Vorteile für Dienstleistungen für die Mitglieder des Verbandes weiterhin aufrechtzuerhalten.